Geburt einleiten – ja oder nein? Und wenn ja, wie? Dr. Rieke Hermann klärt über die Methoden zur Geburtseinleitung auf, nennt Vor- und Nachteile und Tipps, damit du entspannt bleibst! 

Da fieberst du vierzig Wochen auf diesen einen Termin hin und dann passiert: Nichts? Während die einen Mamas da ganz entspannt bleiben, letzte Vorbereitungen für die Ankunft des Babys treffen oder auch die letzten Tage ohne Verpflichtungen genießen, sieht dieser Zustand für die meisten Schwangeren völlig anders aus: Es. ist. eine. Qual.

Sie können nicht mehr liegen, sie können nicht mehr sitzen und eigentlich können sie sich auch nicht mehr bewegen. Der große Bauch ist in jeder Situation hinderlich, die geschwollenen Füße passen nicht mehr in die Schuhe. Macht aber nichts: Sie kommen ja sowieso nicht mehr ran. Ständig müssen sie zur Toilette und das Essen bringt vor lauter Sodbrennen auch keine Freude mehr. Sie sind müde, können aber nicht mehr schlafen. Nahezu stündlich ploppen dazu die Whatsapp-Nachrichten auf, ob denn noch alles ruhig sei.

Und das Schlimmste: Sie können es einfach nicht mehr abwarten, endlich dieses kleine Baby, das sie nun so lange unter ihrem Herzen getragen haben, in ihre Arme zu schließen. Zu kuscheln und zu küssen. Und endlich diese ganzen süßen Babysachen anzuziehen. 

Sie fragen sich: Wie wird er wohl sein, dieser Moment, wenn das Baby endlich da ist? Und plötzlich schleicht sich da dieser Gedanke ein, dass man der Geburt ja vielleicht selbst ein bisschen auf die Sprünge helfen könnte. 

Nicht wahr? Für dich haben wir diesen Artikel hier geschrieben. Aber auch für die Mamas, denen vielleicht etwas unfreiwillig eine Geburtseinleitung bevorsteht, weil sich das Krümelchen einfach nicht alleine auf den Weg machen will. 

Keine Sorge: Wir von der MamAcademy klären dich jetzt mal auf und zwar – wie du es von uns gewohnt bist – natürlich ehrlich, herzlich und fundiert! Wir geben dir alle Informationen, die du brauchst, damit du die beste Entscheidung für dich und dein Baby treffen kannst. Los geht’s!

Was sind die Gründe für eine Geburtseinleitung?

Nicht nur die Ungeduld der werdenden Mama kann Auslöser dafür sein, warum sie selbst die Ankunft des Babys gerne etwas beschleunigen möchte. Manchmal sind die Schwangerschaftsbeschwerden so unerträglich oder private und persönliche Umstände führen dazu, dass die Mama nun endlich ihr Baby zur Welt bringen möchte. In den meisten Fällen, möchte die Mama oder die Ärztin eine zu lange Schwangerschaft verhindern – und damit auch die Gefährdung der Gesundheit von Mama und Baby. 

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Weitere Informationen
Hör mal rein: Der MamAcademy Podcast Folge #138 „Geburtseinleitung“

Überschreiten des Geburtstermins: Was passiert am errechneten ET?

Kurz gesagt: Nichts.

Statistisch gesehen kommen nur vier Prozent aller Babys am errechneten Geburtstermin zur Welt. Alles zwischen drei Wochen vor und zwei Wochen nach ET gilt als normal.

Und trotzdem werden beim Überschreiten des Geburtstermins viele sehr nervös: Die werdende Mama, die Verwandtschaft und auch die Ärzt:innen schauen etwas genauer hin, wenn das Baby nach der 40. Schwangerschaftswoche nicht von alleine kommen möchte. 

Die Geburtseinleitung steht im Raum – und diese scheint plötzlich keine so unattraktive Option mehr, um das lange Warten endlich zu beenden. Die Kliniktasche ist schließlich schon seit Wochen gepackt. 

Doch so lange es dem Baby – und auch der Mama – gut geht, gibt es erst einmal keine Eile, die Geburt direkt einzuleiten. Im Normalfall wird am ET ein CTG geschrieben und ein Ultraschall gemacht, um zu schauen, ob es dem Baby gut geht.

Dabei werden diese Punkte gecheckt:

  • Ist ausreichend Fruchtwasser vorhanden?
  • Ist die Versorgung des Babys über die Plazenta noch gesichert?
  • Größe und Gewicht des Kindes werden geschätzt.
  • Sind Kindsbewegungen vorhanden und normal?

Aber auch die Mama wird untersucht:

  • Sind starke Wassereinlagerungen sichtbar?
  • Der Urin wird auf Eiweiß untersucht.
  • Blutdruck, Puls und Temperatur werden gecheckt.

Passt alles, kannst du beruhigt wieder nach Hause gehen – und weiter warten.

Medizinische Indikationen für eine Geburtseinleitung

Jede Schwangerschaft ist anders – und manchmal unberechenbar. In manchen Fällen ist die Einleitung einer Geburt  – plötzlich oder vorhersehbar – medizinisch notwendig, um die Gesundheit des Babys und der Mama nicht zu gefährden.

Medizinische Gründe für eine Geburtseinleitung können sein: 

  • Liegt eine Erkrankung der Mutter vor, beispielsweise starker anhaltender Bluthochdruck oder eine Präeklampsie.
  • Verminderte Fruchtwassermenge: Das Baby wird nicht mehr ausreichend versorgt.
  • Schlechte Durchblutungswerte deuten ebenfalls auf eine Unterversorgung des Babys hin.
  • Das Kind ist für den ET zu klein.
  • Das Baby ist – vor allem im Verhältnis zur Größe der Mutter – zu groß. 
  • Die Kindsbewegungen nehmen ab oder bleiben ganz aus (spürt meistens die Mutter).

Diese Punkte sind Risiken, die dagegen sprechen, weiterhin auf das natürliche Einsetzen der Wehen zu warten. Manche Mamas entscheiden sich auch aus eigenen Stücken dafür, jetzt die Geburt einzuleiten, um mehr Kontrolle über den Geburtsbeginn zu haben. Das ist auch völlig ok. Sprich mit dem medizinischen Fachpersonal, um gemeinsam die beste Option für dich und dein Baby zu finden. 

Am Ende zählt nur eines: Mama und Baby sollen gesund und glücklich sein! 

Welche Methoden für die Geburtseinleitung gibt es?

Ok, es wird ernst: Deine Geburt soll eingeleitet werden? Um den Geburtsbeginn zu beschleunigen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. 

Im Krankenhaus: Geburtseinleitung mit Medikamenten & Wehenmittel

Werden der Frau künstliche Hormone zur Geburtseinleitung verabreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Baby in den nächsten 24 Stunden zur Welt bringt. Daher solltest du wissen, dass du und dein Baby unter der Geburtseinleitung sehr engmaschig beobachtet werden und Du das Krankenhaus nicht mehr verlassen darfst.


Muttermundreifung pushen

Ein geburtsreifer Muttermund ist weich und entspannt, sodass er sich für die Ankunft des Babys weit dehnen kann. Diese Reifung kann künstlich mit Hormonen unterstützt werden. Dafür erhält die Mutter meistens Prostaglandine als Gel oder Zäpfchen zum Einführen. Dies ist oftt der erste Step, um eine Geburt medikamentös einzuleiten.

Wehen künstlich herbeiführen

Ist der Muttermund soweit, aber Wehen kommen nicht so richtig in Gang, erhält die Schwangere weitere Hormone (auch Prostaglandine oder Oxytocine), die oral oder vaginal eingenommen werden können. In den meisten Fällen erhält die Frau diese Wehenmittel über den Tropf, also einen Zugang direkt in die Vene – den sogenannten Wehentropf mit Oxytocin.

Risiken und Nachteile

Die Gefahr bei der Verabreichung von Medikamenten zur Geburtseinleitung liegt in der Dosierung. Die Wehen sollen so normal wie möglich ausfallen, was jedoch schwierig abzuschätzen ist. Viele Frauen am Wehentropf empfinden sehr starke Schmerzen und es besteht das Risiko eines Wehensturms, bei dem die Gebärmutter so stark stimuliert wurde, dass es kaum Wehenpausen gibt.

Frauen, die auf diese Weise eingeleitet werden, nehmen viel häufiger eine PDA in Anspruch. Bei den Babys werden häufiger unregelmäßige Herztöne beobachtet. 

Nicht immer ist eine solche Geburtseinleitung von Erfolg gekrönt. Manchmal dauert es trotzdem sehr lange und es werden weitere Schritte unternommen, weil die Wehen dennoch nicht in Gang kommen.

Mechanische Methoden zur Geburtseinleitung

Mit diesen Methoden versucht das medizinische Personal den Muttermund und die Gebärmutter so zu stimulieren, dass sie die wehenfördernden Hormone selbst produziert und die Wehentätigkeit angeregt wird. In den meisten Fällen wird auf diese drei Methoden gesetzt – nicht selten in Kombination mit der zusätzlichen Gabe von künstlichen Hormonen. 

Eipollösung

Mit der Eipollösung wird versucht, den Muttermund anzuregen, damit er den Startschuss für die Geburt gibt. Die Eipollösung wird von einer Ärztin oder Hebamme durchgeführt: Sie führt dabei zwei Finger in die Vagina ein und versucht, mit kreisenden Bewegungen vorsichtig die Membran der Fruchtblase von der Gebärmutterwand zu lösen, die den Muttermund verschließt, um so das Baby zu schützen.

Durch die Ablösung werden Hormone produziert, die für den Geburtsbeginn gebraucht werden. Wird zunächst eine Eipollösung unternommen, sind laut Studien weniger Wehenmittel nötig, um die Geburt einzuleiten.

Nachteil: Die Eipollösung kann als unangenehm und schmerzhaft empfunden werden. Oft kommt es zu vaginalen Blutungen, die jedoch unbedenklich sind.

Ballonkatheter

Manchmal wird zur Geburtseinleitung auch ein Ballonkatheter eingesetzt. Dafür wird der Schwangeren ein kleiner Schlauch über die Vagina bis hin zum inneren Muttermund eingeführt und zwischen der Fruchtblase und Gebärmutterwand platziert. Am Ende befindet sich ein kleiner Ballon, der dann mit einer Flüssigkeit gefüllt wird und Druck auf den Muttermund ausübt.

Auch diese Methode zielt darauf ab, den Muttermund reifen zu lassen, sodass körpereigene Geburtshormone angeregt werden. Diese Methode führt im Gegensatz zum Einsatz von Prostaglandine selten dazu, dass die Wehen so stark werden.

Nachteil: Auch diese Methode kann unangenehm und schmerzhaft sein. Nach einem vorangegangen Kaiserschnitt darf der Katheter nicht eingesetzt werden.

Fruchtblase öffnen

Wenn sich bereits Wehen zeigen und der Muttermund etwas geöffnet ist, die jedoch zu schwach sind, gehen Ärzte oder Hebammen manchmal dazu über, die Fruchtblase künstlich zu öffnen. Dabei wird die Fruchtblase mit einem Instrument durch den Muttermund angeritzt. Die Behandlung ist vielleicht unangenehm, aber nicht schmerzhaft.

Nachteil: Als alleinige Maßnahme, um die Wehen in Gang zu bringen, ist die Öffnung der Fruchtblase ungeeignet. In Kombination mit dem Wehentropf wird die Methode auch häufig diskutiert.

Hausmittel: Natürliche Geburtseinleitung

Du möchtest gerne auf medizinische Interventionen verzichten und mit Hilfe natürlicher Methoden versuchen, die Geburt deines Babys einzuleiten? Die meisten Maßnahmen beruhen eher auf Erfahrungen von Frauen und weniger auf wissenschaftlichen Nachweisen. 

Dennoch ist es total verständlich, dass viele Frauen am Ende der Schwangerschaft oder auch nach Überschreiten des ETs alles versuchen, um die Geburt auf natürlichem Wege in Gang zu bringen – auch um eine Einleitung im Krankenhaus und den damit verbundenen Risiken zu vermeiden.

Hier sind einige Methode, auf die viele Frauen immer wieder setzen:

Stimulation der Brustwarzen

Tatsächlich gibt es Studien, die gezeigt haben, dass eine mindestens einstündige Massage der Brustwarzen am Tag, über die körpereigene Produktion von Oxytocin eine Geburt in Gang bringen kann. Dafür sollte jedoch eine gewisse Reife des Muttermundes bereits gegeben sein.

Spazierengehen

Bewegen ist nie eine schlechte Idee. Dabei drückt die Schwerkraft das Baby in Richtung Geburtskanal, was die Wehentätigkeit anregen kann – soweit die Theorie.

Geschlechtsverkehr

Dass Sex mit dem Partner Hormone freisetzt, wissen wir alle. Darunter ist auch das Kuschelhormon Oxytocin, was bekanntlich die Wehentätigkeit fördert. Zudem enthält das Sperma des Mannes natürliche Prostaglandine. Also ein Versuch ist es wert, oder?

Himbeerblättertee

Dieser Tee wird Frauen oft ab der 37. Schwangerschaftswoche empfohlen. Himbeerblättertee soll den Muttermund weich und geschmeidig machen und die Gebärmutter stärken, was zusätzlich die Geburt verkürzen soll. Viele Frauen schwören darauf.

Akupunktur

Die Akupunktur kommt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Viele Hebammen- und Frauenarztpraxen bieten die Methode an, mit der dünne Nadeln an Stimulationspunkten am Körper angebracht werden. Empfohlen wird die wöchentliche Therapie ab der 35. Schwangerschaftswoche.

Damit sollen nicht nur Wehen ausgelöst, sondern auch die Schmerzen unter der Geburt reduziert werden können.

akupunktur geburtseinleitung

Entspannungstechniken

Wehen sind unglaublich störanfällig. In den meisten Fällen beginnt die Geburt dann, wenn die Mutter sich in einem Moment der Entspannung befindet.

Daher können Yoga- oder Atemübungen, Meditationen oder auch die übliche Entspannung in der Badewanne im warmen Wasser wehenfördernd wirken und die Geburt in Gang bringen.

Wehen fördern mit Treppen steigen?

Jein. Wie oben beschrieben, hilft dir die Bewegung dabei, mittels Schwerkraft das Baby nach unten zu drücken und somit eventuell den Geburtsbeginn anzuregen. Aber: Treppensteigen ist sehr anstrengend – insbesondere für Schwangere und all deine Power brauchst du für die Geburt – das kannst du uns glauben.

Also wenn Treppensteigen dir einfach die Kraft raubt, dann leg lieber einen Spaziergang ein, kuschel mit deinem Partner oder nimm ein Vollbad zur Entspannung – alles hilfreicher als das Treppenhaus hoch und runter zu hecheln.

Mit einem Rizinus-Wehencocktail die Geburt anregen?

Schon lange wird der Rhizinus-Cocktail in der Wehenhilfe als erste Maßnahme genutzt, um die Wehen natürlich anzuregen – bevor zu den medikamentösen oder mechanischen Methoden übergegangen wird. Der Wehencocktail gilt als effektiver Wehenauslöser – die Datenlage dazu ist bisher widersprüchlich. 

Der Cocktail ist jedoch kein Mittel, das du ohne Betreuung zu Hause einnehmen solltest.

Es handelt sich dabei um einen halben Liter Flüssigkeit, der neben Rizinusöl noch Fruchtsaft und Nuss-Mus enthalten kann. Im Krankenhaus mixt die Hebamme den Cocktail zusammen und nach etwa sechs Stunden kann es bereits zu sehr kräftigen Wehen kommen.

Nebenwirkungen des Wehencocktails können Übelkeit, Magen- und Darmkrämpfe, Durchfall und ja, auch sehr starke und schmerzhafte Wehen sein.

Fazit Geburtseinleitung: Sehr unterschiedliche Erfahrungen

Liebe werdende Mami, du hast den ersten richtigen Schritt getan, um eine positive Geburtserfahrung machen zu können: Du hast diesen Artikel gelesen, um dich über die unterschiedlichen Methoden zur Geburtseinleitung zu informieren.

Die Wahrheit ist nämlich: Viele Frauen hätten sich gern mehr Aufklärung darüber gewünscht, wie die geburtseinleitenden Maßnahmen wirken und welche Nachteile sie mit sich bringen. Vielleicht hätten sie dann unter der Geburt andere Entscheidungen getroffen, die zu einer schöneren Geburt beigetragen hätten.

Erfahrungen und Studien zeigen: Je besser Frauen über die medizinischen Methoden im Vorwege aufgeklärt und informiert sind, desto positiver sind die Geburtserfahrungen. Dadurch dass sie im Krankenhaus oder auch bei den Untersuchungen weniger überrascht werden und mit ihrem Wissen mitentscheiden können, fühlen sich Frauen unter der Geburt viel selbstbewusster und selbstbestimmter. 

Genau dieses Phänomen spiegelt sich auch bei unseren Kursteilnehmerinnen wieder. Es ist doch so: Die Geburt eines Babys ist zweifellos ein aufregendes Abenteuer. Und manchmal geht es mit unerwarteten Wendungen einher. Unser Motto bei der MamAcademy:

Vertraue deinem Körper. aber sei vorbereitet. Egal wie du dich letztendlich entscheidest, ob keine, eine medikamentöse, mechanische oder natürliche Einleitung, wichtig dabei ist nur, dass du dich mit dieser Entscheidung sicher und wohl fühlst.

Bist du bereit fürs Wochenbett?

Auch wenn eine Geburt oft nicht im Detail planbar ist, gibts hier etwas für alle Ladys, die gerne gut organisiert sind. Der MamAcademy-Wochenbettkurs bereitet dich optimal auf die Zeit nach der Geburt vor. Du bekommst alles, was du wissen musst. Vor allem wirst du darauf vorbereitet, wie dich die Geburt verändert – körperlich und mental. Zudem erhältst du erste sanfte Yoga-Übungen, die dir im Wochenbett richtig gut tun werden.

Unsere Vision: Frauen stark machen – sowohl vor als auch nach der Geburt!

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