Manche Dinge können wir Frauen uns einfach nicht ausmalen, bevor wir sie wirklich erleben – und eine dieser Überraschungen ist für viele werdende Mamas die Übelkeit in der Schwangerschaft.
Manche Frauen neigen ja mehr dazu als andere. Ich, Rieke von der MamAcademy, gehöre zu den Auserwählten mit starker Übelkeit in all meinen Schwangerschaften. Jetzt in meiner dritten Schwangerschaft scheint diese noch einmal next level zu sein.
Ich hatte in den letzten Monaten wirklich zu kämpfen – und zwar auf eine Weise, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können – dabei habe ich als Gynäkologin schon etliche Patientinnen mit starker Schwangerschaftsübelkeit betreut. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Während ich an manchen Tagen die Hoffnung habe, dass es jetzt besser wird, wollte ich an anderen Tagen nur, dass ich irgendwie durchkomme.
Das Schlimmste: Als Schwangere mache ich mir natürlich Sorgen – nicht nur um mich selbst, sondern auch um mein ungeborenes Baby.
Geht es meinem Baby gut, auch wenn ich kaum etwas esse und dazu noch vieles einfach nicht bei mir behalte?
In diesem Artikel möchte ich euch gerne als Betroffene teilhaben lassen und als Gynäkologin aufklären und unterstützen: Warum tritt diese Übelkeit in der Schwangerschaft auf? Und was kannst du tun, um sie zu lindern?
Am Ende des Artikels habe ich noch einen wichtigen Tipp für dich, darum lies diesen Beitrag unbedingt bis zum Schluss!
Wann beginnt die Übelkeit in der Schwangerschaft?
Ich weiß noch genau, wie ich mich zu Beginn meiner dritten Schwangerschaft wunderte, warum ich diese mir bekannte Schwangerschaftsübelkeit noch nicht spürte. Sollte ich mir vielleicht doch Sorgen machen?
Nur drei Wochen später hatte ich nur noch eine Frage: „Wann hört das mit der Übelkeit endlich wieder auf?” Sie kam plötzlich, dafür umso heftiger.
In der Regel beginnt die Übelkeit in der Frühschwangerschaft innerhalb der ersten sechs Wochen. Bei einigen schon früher und andere wiederum “haben das Glück” und sind erst ab der achten bis zehnten Schwangerschaftswoche betroffen.
Genauso erreicht mich in der Praxis auch oft direkt die nächste Frage:
Wann ist die Übelkeit in der Schwangerschaft denn am schlimmsten?
Dafür ein bisschen Hintergrund:
Der Hauptgrund für die Schwangerschaftsübelkeit ist der Anstieg des Schwangerschaftshormons HCG (Humanes Choriongonadotropin) im Körper der Frau. Das löst diese unangenehme und belastende Übelkeit aus. Etwa um die 12. Woche herum erreicht die Konzentration des HCGs ihren Höhepunkt. Das ist auch der Grund, warum für viele Schwangere in dem Zeitraum zwischen der 11. und 13. Woche die Übelkeit am schlimmsten ist.
Doch das ist jedoch zugleich die gute Nachricht: In den meisten Fällen klingt die Übelkeit nämlich ab der 12. Schwangerschaftswoche langsam wieder ab. Vielen Frauen geht es schlagartig besser sobald sie das zweite Trimester erreicht haben.
Nur bei wenigen Frauen hält die Schwangerschaftsübelkeit bis zur 16. oder sogar 20. Woche an.
Ja, zu diesen Frauen gehöre auch ich.
Wie fühlt sich die Morgenübelkeit in der Schwangerschaft an?
Das ist sehr oft Thema unter frisch Schwangeren: Die sogenannte Morgenübelkeit. Na, wer hat sich nicht schon mal über den Begriff gewundert? Denn eigentlich könnte man sie auch die „ganztägige Übelkeit“ nennen, oder? Bei vielen Frauen hält sie nämlich nicht nur am Morgen an, sondern machts sich auch tagsüber und abends bemerkbar.
Die Symptome reichen von leichten Übelkeitsgefühlen bis hin zu starker Übelkeit, bei der wir kaum etwas essen oder trinken können. Manchmal kommt es auch zu Erbrechen, was das Ganze noch unangenehmer macht.
Manche Frauen berichten auch von einer extremen Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen, die sie praktisch körperlich umhauen kann. Der Duft von frischem Kaffee, der vor der Schwangerschaft noch als angenehm empfunden wurde, oder ein simples, gekochtes Abendessen kann das Unwohlsein plötzlich zu einem Drahtseilakt machen. Fühle ich ja sehr!
Dennoch möchte ich dich an dieser Stelle beruhigen:
Es ist vollkommen normal, und auch wenn es sich jetzt für dich vermutlich furchtbar anfühlt: Du bist damit nicht alleine. So viele Frauen durchlaufen das – und auch ich selbst habe das sehr intensiv gespürt. Es hat mich in meinem Alltag als Ärztin und Mutter von zwei Kindern an meine persönlichen Grenzen gebracht.
Mir half das Wissen, dass es eben zu manchen Schwangerschaften gehört und die Hoffnung, dass es bald besser werden wird. Dennoch war auch klar: Ohne mich wirklich darauf einzustellen, komme ich da nicht durch.
Darum möchte ich dir im nächsten Abschnitt erzählen, was wirklich hilft.
Was hilft bei Übelkeit in der Schwangerschaft? 7 Tipps.
Hier kommt eine gute Nachricht: Denn ja, es gibt einiges, das dir wirklich helfen kann. Natürlich ist nicht jedes Mittel für jede Frau geeignet, aber hier sind ein paar Tipps, die ich auch häufig mit meinen Patientinnen teile:
- Kleine Mahlzeiten: Statt drei großer Mahlzeiten am Tag solltest du auf mehrere kleinere Portionen umsteigen, die du über den Tag verteilt isst. Dadurch bleibt der Blutzuckerspiegel konstant, was die Übelkeit deutlich lindern kann.
- Ingwer: Ingwer ist ein echtes Wundermittel. Ob als Tee, in Kapseln oder als Ingwerbonbons – viele Schwangere schwören darauf, dass Ingwer bei ihrer Übelkeit deutlich geholfen hat.
- Frische Luft und Bewegung: Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft oder einfach mal den Kopf aus dem Fenster stecken, kann Wunder wirken. Achte darauf, dass du regelmäßig etwas Bewegung bekommst – auch wenn es nur ein kurzes Stück ist.
- Akupunktur: Einige Schwangere empfinden starke Linderung ihrer Übelkeitssymptome durch die Heilkräfte der Akupunktur. Diese biete ich auch in meiner Praxis an. Außerdem gibt es Akupressur-Armbänder, die an bestimmten Punkten des Handgelenks Druck ausüben und ebenfalls helfen können.
- Pausen: Starke Schwangerschaftsübelkeit schlaucht extrem. Darum ist es wirklich wichtig, dass du dir, deinem Körper und deinem Baby im Bauch regelmäßig Pausen gönnst. Also reduziere deinen Stress, leg dich immer wieder mal hin und ruhe dich aus.
- Viel Trinken: Gerade bei Übelkeit und Erbrechen ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu dir zu nehmen. Wasser, stilles Mineralwasser oder ungesüßter Tee sind ideal.
- Frühstücken: Auch wenn es sich für dich erst einmal nicht richtig anfühlt, solltest du ausprobieren, noch direkt vor dem Aufstehen einen kleinen Snack zu dir zu nehmen. Etwas Obst, Cracker, einen Joghurt…was auch immer du magst. Oft hilft das nämlich schon dabei, die Morgenübelkeit immens zu reduzieren.
Und zu guter Letzt vermutlich ganz logisch: Wenn du plötzlich eine unfassbare Aversion gegen die einst leckere Pasta , Kaffee, bestimmte Gerüche etc. empfindest, versuche genau diese Dinge aktuell einfach zu vermeiden.
Setze dich daher nicht in ein Restaurant, wenn du Gerüche aus der Küche gerade nicht erträgst. Und überlasse das Kaffee kochen einfach jemand anderem!
Und ich bin hier ehrlich mit dir: Denn meine Schwangerschaftsübelkeit war so schlimm, dass ich sie ohne die Einnahme eines Medikaments nicht mehr ertragen konnte. Darum lasse dich unbedingt von deiner Gynäkologin dazu beraten!
Ist Übelkeit in der Schwangerschaft ein gutes Zeichen?
Auch diese Frage beschäftigt viele Schwangere. Man muss dazu sagen: Es gibt viele Theorien und Mythen rund um Schwangerschaftsübelkeit. Und eine davon besagt, dass Übelkeit in der Schwangerschaft ein Zeichen für eine gesunde Schwangerschaft ist.
Der Anstieg des Schwangerschaftshormon HCG, das wie gesagt diese Übelkeit verursacht, übernimmt eine wichtige Funktion in der Schwangerschaft: Es unterstützt das Wachstum und die Entwicklung des Babys in den ersten Wochen.
Darum kommt die Wissenschaft hier zu dem Ergebnis: Ja, Übelkeit in der Schwangerschaft gilt als normal und ist in vielen Fällen ein Zeichen dafür, dass die Schwangerschaft gut verläuft. (Studie)
Allerdings ist es trotzdem immer wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und bei anhaltend starken Symptomen oder Sorgen die Ärztin oder die Hebamme zu konsultieren.
Was und wie sollte man (nicht) essen bei Übelkeit in der Schwangerschaft?
Zugegeben: Es ist sehr individuell. Dennoch möchte ich dir ein paar Tipps mitgeben, die du für dich probieren kannst:
- Leichte Kost: Verzichte auf fettige, stark gewürzte, frittierte, scharfe und schwer verdauliche Speisen. Setze stattdessen auf leichte, gut verdauliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse und Vollkornprodukte.
- Kohlenhydrate: Iss gerne mehr davon: Reis, Kartoffeln, Zwieback und Haferflocken wirken bei Schwangerschaftsübelkeit oft beruhigend auf den Magen. Achte dennoch auch auf eine gute Eiweißversorgung!
- Viel trinken: Trinke ungezuckerte Getränke ohne Kohlensäure – am besten Wasser oder Tee. Und davon bitte reichlich!
Zusatz-Tipp: Grundsätzlich solltest du etwas essen, bevor du Hunger bekommst. Denn oft führt der Abfall des Blutzuckerspiegels zum Anstieg der Übelkeit.
Mythos: Kann Schwangerschaftsübelkeit Hinweise auf das Babygeschlecht liefern?
Ah ja, der klassische Mythos! Manche behaupten, dass die Intensität der Übelkeit Hinweise auf das Babygeschlecht geben könnte: Eine starke Übelkeit deutet angeblich auf ein Mädchen hin, während eine schwächere Übelkeit für einen Jungen spricht.
Nun, das ist leider genauso wenig belegbar wie viele andere Mythen rund um die Schwangerschaft. Letztendlich gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Übelkeit und Babygeschlecht miteinander verbunden sind.
Also, lieber entspannen und einfach die Schwangerschaftsaufregung genießen – unabhängig vom Geschlecht!
Pro-Tipp: Wie Schwangerschaftsyoga bei Übelkeit helfen kann
Die erste Schwangerschaftszeit ist für viele werdende Mamas wirklich sehr anstrengend. Erst recht, wenn du mit starker Übelkeit zu kämpfen hast. Dennoch Kopf hoch:
Erstens wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit schon ganz bald besser.
Und zweitens kannst du deinen Körper und dich dabei gut unterstützen, um die Symptome etwas zu lindern.
Als Co-Gründerin der MamAcademy möchte ich dir natürlich noch eine weitere Möglichkeit an die Hand geben, die dir nicht nur in der Anfangszeit, sondern über die komplette Schwangerschaft hinweg helfen und auch auf die Geburt vorbereiten kann: Schwangerschaftsyoga.
In unserem Schwangerschaftsyoga-Kurs kannst du dich ganz gezielt entspannen (Entspannung hilft gegen Übelkeit!), deinem Körper etwas Gutes tun und auch den Geist beruhigen. Denn sicherlich fühlst du dich aktuell oft völlig erschöpft, richtig?
Viele Übungen im Kurs sind speziell darauf ausgerichtet, negative Erscheinungen der Schwangerschaft, wie zum Beispiel die Übelkeit, Müdigkeit und auch Rückenleiden zu reduzieren, sodass du diese magische Zeit viel besser genießen kannst.
Auch ich selbst erlebe gerade durch meine dritte Schwangerschaft noch einmal selbst, wie gut mir die regelmäßigen Yoga-Einheiten mit Katha tun.
Gönn dir die Zeit für dich und dein Baby!