Das Jucken und Brennen macht Dich ganz verrückt? Wie Du einen Scheidenpilz in der Schwangerschaft vorbeugen und loswerden kannst, berichtet Gynäkologin Dr. Rieke Hermann.

Bevor du dich mit diesem Thema auseinandersetzt, soll gesagt sein: Der Scheiden- bzw. Vaginalpilz zählt zu den am häufigsten auftretenden Infektionskrankheiten der Vagina. Das bedeutet: Ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft ist nicht ungewöhnlich – auch wenn natürlich kein schönes Thema.

Während der Schwangerschaft erlebt etwa jede dritte Frau eine vaginale Pilzinfektion.

Natürlich wird über Infektionen im Intimbereich aus Scham wenig gesprochen. Bei der MamAcademy ist das anders – wir sprechen alle Tabuthemen an. Hier bekommst Du alle Infos für Dich zum Thema Vaginalpilz.

Was ist eine Scheidenpilzinfektion?

Jede Schleimhaut im menschlichen Körper wird von einer harmlosen und oft sogar nützlichen Gemeinschaft von Mikroorganismen besiedelt. Diese Gemeinschaft besteht aus verschiedenen Bakterien, Pilzen und anderen Keimen. Es ist also nichts Ungewöhnliches. Der Hauptverursacher von Scheidenpilzinfektionen, der Hefepilz Candida albicans, ist bei etwa 80 Prozent der gesunden Menschen in der Scheidenflora vorhanden. In der warmen und feuchten Umgebung der Vagina fühlt er sich wohl und verursacht normalerweise keine Probleme. Wenn sich der Erreger jedoch stark vermehrt, kann er eine Infektion verursachen.

Symptome: Wie macht sich ein Scheidenpilz bemerkbar?

Folgende Symptome können bei dir einzeln oder zusammen auftreten.

Jucken und Brennen

Es kann wirklich sehr unangenehm werden, wenn der Scheideneingang juckt und brennt. Man möchte am liebsten nach einem Feuerlöscher greifen, oder?

Rötung und Schwellung

Nicht nur im Inneren der Scheide machen sich Symptome bemerkbar, sondern auch im Außenbereich. Die Schleimhaut kann gerötet sein und die Scharmlippen geschwollen.

Veränderter Ausfluss

Wenn dir ein geruchloser und weißlich-bröckeliger Ausfluss auffällt, kann auch das ein Anzeichen für Scheidenpilz sein. Manche Frauen sagen, dass der Ausfluss wie Quark aussieht. Oder Hüttenkäse.

Schmerzen beim Wasserlassen und beim Sex

Wenn du Schmerzen beim Urinieren hast, kann das natürlich auch auf eine Blasenentzündung hindeuten. Doch auch ein Scheidenpilz könnte dahinterstecken.

Genauso sieht das bei Schmerzen beim Geschlechtsverkehr aus. Abgesehen davon ist Sex während einer Scheidenpilzerkrankung nicht empfehlenswert, da dieser ansteckend ist. Es besteht also die Möglichkeit, dass Pilzsporen übertragen werden. Um den Ping-Pong-Effekt zu vermeiden, sollte auch der Partner bei einer Infektion behandelt werden.

Ursache: Warum sind Schwangere häufiger von einer Scheidenpilzinfektion betroffen?

  • Bei schwangeren Frauen kann der Scheidenpilz durch die schnellen körperlichen Veränderungen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen, ausgelöst werden. Hormonschwankungen, insbesondere ein hoher Östrogenspiegel, begünstigen die Entwicklung von Scheidenpilz. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle mal wieder an die lieben Hormone.
  • Durch die Einnahme von Medikamenten oder das Tragen zu enger Kleidung und ungeeigneter Unterwäsche kann Scheidenpilz ebenso entstehen.
  • Zudem erhöht ein geschwächtes Immunsystem das Risiko für eine Pilzinfektion.
  • Auch Veränderungen des vaginalen pH-Werts können während der Schwangerschaft auftreten und das Wachstum von Hefepilzen begünstigen.
  • Veränderungen im vaginalen Milieu, wie zum Beispiel eine erhöhte Feuchtigkeit, begünstigen ebenfalls das Wachstum von Hefepilzen.

Diagnose: Wie wird ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft festgestellt?

Wenn du den Verdacht hast, dass du eine Scheidenpilzinfektion hast und Symptome wie Jucken und Brennen auftreten, solltest du einen Termin bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin vereinbaren. Bei der Untersuchung wird einen Abstrich gemacht, um festzustellen, welche Erreger für deine Beschwerden verantwortlich sind.

Eine bakterielle Vaginose kann nämlich auch die Ursache für eine Infektion sein – hier spielen jedoch Bakterien eine Rolle. Symptome wie Juckreiz, Schwellungen und Rötungen treten auch hier auf, jedoch unterscheidet sich der Ausfluss deutlich. Ein charakteristisches Merkmal einer bakteriellen Vaginose ist der unangenehme fischige Geruch. Der Ausfluss hat eine grau-weißliche Farbe und kann schaumig oder dünnflüssig sein. Zur Behandlung einer bakteriellen Infektion sind Antibiotika erforderlich.

Von Experten wird empfohlen, dass Frauen ab der 34. Schwangerschaftswoche, auch wenn sie keine spürbaren Symptome haben, eine präventive Untersuchung durchführen lassen sollten.

Ist ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft gefährlich?

Nein, erst mal stellt eine Scheidenpilzinfektion für dich und dein ungeborenes Kind keine ernsthafte Gefahr dar. Es gibt bisher keine Anzeichen dafür, dass eine vaginale Pilzinfektion zu einer Früh- oder Fehlgeburt führen kann oder zu Missbildungen beim Baby.

Allerdings kann das veränderte Scheidenmilieu das Risiko für andere Krankheiten erhöhen, da die bereits angegriffene Vagina ein idealer Nährboden für gefährliche Bakterien sein kann.

Es ist möglich, dass der Erreger während der Geburt auf das Baby übertragen wird. Daher ist es ratsam, den Scheidenpilz spätestens eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin zu behandeln.

Sollte jedoch um den Geburtstermin herum eine Pilzinfektion auftreten, besteht die Möglichkeit, dass sich das Baby während der Geburt in der Vagina ansteckt. Das ist jedoch kein Grund, das Baby nicht auf natürliche Weise zur Welt zu bringen. Nach der Geburt werden die Hebammen und Schwestern besonders darauf achten, ob das Baby Symptome im Mund oder im Windelbereich zeigt.

Wenn das Ergebnis positiv ist, wird eine Therapie schnell eingeleitet. Aber keine Sorge – die Medikamente sind in der Regel gut verträglich. Ein Pilz kann für dein Baby unangenehm sein, stellt jedoch keine Bedrohung dar. 

Kann Scheidenpilz in der Schwangerschaft von alleine wieder weg gehen?

Bei manchen Frauen klingen leichte Fälle einer Scheidenpilzinfektion von allein ab – das ist aber sehr selten. Generell solltest du hier nicht leichtsinnig sein. In der Regel schwindet der Scheidenpilz nicht von allein. Um Komplikationen zu vermeiden und die Infektion nicht zu einer langwierigen Angelegenheit werden zu lassen, ist es wichtig, sie schnell zu erkennen und sofort zu behandeln. Außerdem kannst du andere anstecken – wie zum Beispiel deinen Partner beim Geschlechtsverkehr.

Behandlung: Wie wird ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft behandelt?

Während der Schwangerschaft wird eine Scheidenpilzinfektion mit lokal wirkenden Medikamenten behandelt, wie Salben und/oder Scheidenzäpfchen. Eine Kombination aus beidem hilft vielen Frauen besonders gut. Wenn du schwanger bist, solltest du jedoch auf die eigenmächtige Anwendung von Zäpfchen oder Cremes verzichten und dir stattdessen geeignete Präparate von deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin verschreiben lassen.

Laut Embryotox, einem unabhängigen Portal für Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit, haben sich die Wirkstoffe Clotrimazol und Miconazol als besonders wirksam erwiesen.

Eine Studie belegt, dass Vaginalcremes auch im ersten Drittel der Schwangerschaft ungefährlich sind.

Die Forscher analysierten Daten von 66.547 Frauen und konnten nachweisen, dass die Verwendung von Vaginalcremes mit den Wirkstoffen Clotrimazol oder Miconazol, selbst während des ersten Trimenons, das Risiko einer Fehlgeburt nicht erhöht.

Welche Hausmittel helfen bei Scheidenpilz in der Schwangerschaft?

Ganz ehrlich: Es ist ratsam, während der Schwangerschaft nicht rumzuexperimentieren. Hausmittel wie Teebaumöl oder Joghurt können die empfindliche Haut zusätzlich reizen und den Zustand verschlechtern. Bevor du dich selbst behandeln möchtest, solltest du sicherstellen, dass es sich tatsächlich um einen Scheidenpilz handelt.

Wenn du zum Beispiel ungewöhnlichen Ausfluss bemerkst, solltest du deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin aufsuchen, um herauszufinden, was dies bedeuten könnte und welche Maßnahmen am sinnvollsten sind.

Eine Ausnahme besteht, wenn du zu den Frauen gehörst, die während der Schwangerschaft regelmäßig von einem Scheidenpilz betroffen sind und die Symptome relativ schnell erkennen. In diesem Fall kannst du, wenn du bereits entsprechende Medikamente zu Hause hast, eigenständig mit der Behandlung beginnen.

Wie lange dauert ein Scheidenpilzinfektion?

Wenn du den Scheidenpilz behandelst, geht er in der Regel nach drei Tagen wieder weg. Manchmal kann es auch bis zu einer Woche dauern. Generell solltest du aber deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin aufsuchen, um sowohl die Diagnose als auch die Behandlung zu besprechen.

Wie kann ich einen Scheidenpilz in der Schwangerschaft vorbeugen?

Ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft ist einfach lästig. Deshalb hilft es enorm, wenn du im Vorfeld gut vorbereitet bist. Du kannst mit wenig Aufwand gut vorbeugen, um einer übermäßigen Ausbreitung des Hefepilzes entgegenzuwirken.

 Richtige Intimpflege

  • Den Intimbereich solltest du bestenfalls mit ph-hautneutraler Seife oder klarem Wasser reinigen. Bitte nicht übertrieben schrubben oder ausspülen. Außerdem ist übertriebenes Reinigen der Genitalien genauso unvorteilhaft, wie zu seltenes Reinigen. Einmal täglich reicht aus.
  • Nach dem Duschen die Haut gut abtrocknen und auch hier eher abtupfen – nicht schrubben.
  • Es ist wichtig, nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten zu wischen. Pilze kommen häufig im Darm vor und können manchmal auf diese Weise übertragen werden.

Weitere Tipps

  • Du solltest Handtücher, Waschlappen und Slips bei mindestens 60 °C waschen.
  • Eine zuckerarme Ernährung bzw. eine vitaminreiche Ernährung ist hilfreich, damit sich die Pilze nicht unkontrolliert ausbreiten. Schau mal Youtube vorbei, hier erhältst du mehr Tipps für die Ernährung in der Schwangerschaft.
  • Es ist ratsam, auf Slipeinlagen zu verzichten, da sie zu Feuchtigkeits- und Wärmestau führen können, was das Risiko einer Pilzinfektion erhöht. Aus dem selben Grund solltest du auch zu atmungsaktiver Baumwollunterwäsche greifen. Keine Sorge, das müssen keine Oma-Slips sein. Hier gibt es mittlerweile echt schöne Modelle.
  • Um das Risiko von Scheideninfektionen zu verringern, ist es wichtig, weitestgehend Stress zu vermeiden. Das ist natürlich einfacher gesagt, als getan. Aber Stress kann das Immunsystem schwächen und das Gleichgewicht der Vaginalflora stören, was häufig zu Infektionen führt.
  • Sowohl die Vagina der Frau als auch der männliche Penis sind von Bakterien besiedelt. Beim Geschlechtsverkehr werden diese Bakterien ausgetauscht, was das Risiko von Infektionen erhöhen kann. Verwende daher ein Kondom, besonders wenn du zu Scheideninfektionen neigst.
  • Mit Milchsäurebakterien, die sich natürlich in der Scheide ansiedeln, kannst du ein gesundes Scheidenmilieu fördern. Spezielle Probiotika zur oralen Einnahme enthalten diese Milchsäurebakterien und hemmen das Wachstum schädlicher Keime.

Jeder Mensch ist unterschiedlich anfällig für Infektionen. Es gibt viele Frauen, welche die oben genannten Tipps schon ewig befolgen, weil sie schon vor der Schwangerschaft mit Scheidepilz zu kämpfen hatten und es sich trotzdem immer wieder bemerkbar macht. Deshalb: Mach dir nicht zu viel Stress, stärke dein Immunsystem und mach dir bewusst, dass Scheidenpilz zwar unangenehm ist, aber in der Regel harmlos.

Wenn du regelmäßig unter Pilzinfektionen leidest, solltest du in Erwägung ziehen, deinen Stuhl auf Pilze untersuchen zu lassen.

Fazit: Erfahrungen bei Scheidenpilz in der Schwangerschaft – das half am meisten

In den meisten Fällen kann Scheidenpilz effektiv mit einer speziellen Creme behandelt werden, die einen Antipilz-Wirkstoff enthält. Damit die Pilzinfektion vollständig ausheilen kann, ist es wichtig, dass du die Behandlung konsequent fortsetzt und nicht vorzeitig abbrichst, auch wenn du schnell eine Besserung bemerkst.

Du kannst das Risiko einer vaginalen Pilzinfektion reduzieren, indem du auf die richtige Intimpflege, eine gesunde Ernährung und geeignete Kleidung achtest.

Wenn dein Partner ebenfalls betroffen ist, du die Pilzsporen nicht gründlich aus deiner Unterwäsche entfernt hast oder dein Immunsystem geschwächt ist, besteht die Gefahr eines erneuten Ausbruchs. Deshalb sei hier besonders achtsam.

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Gesund durch die Schwangerschaft