Vorbereitung und Planung einer Hausgeburt
Eine Geburt zu Hause im gewohnten Umfeld mit den Menschen, die einem nahe stehen, in Ruhe und selbstbestimmt. Das wünschen sich immer mehr Frauen, wenn sie an ihre Geburt denken. Doch eine Hausgeburt bedarf einiges an Vorbereitung und Planung. Neben einer Hausgeburtshebamme gibt es bürokratische Herausforderungen und eine ganze Liste an Dingen, die für die Geburt bereitstehen sollten. Doch worauf es wirklich ankommt bei der Vorbereitung auf eine häusliche Geburt, dass erfährst Du in diesem Blogartikel.
Rhiana Riechers ist 2-fach Solo-Mama und lebt mit ihren zwei Kindern bei Hamburg. Ihr zweites Kind hat sie vor wenigen Monaten zu Hause zur Welt gebracht und hat für uns reflektiert, was wirklich wichtig ist, wenn Du Dich für eine Hausgeburt entscheidest.

Hallo schöne Seele,
Am 14.05. diesen Jahres habe ich meinen Sohn angstfrei in meinem Wohnzimmer zur Welt gebracht. Den ersten Teil meiner Geschichte widme ich auf diesem Blog dem Part der Vorbereitung. Der aller wichtigste und erste Schritt ist dabei DEINE Entscheidung FÜR dieses außerklinische Ereignis. Bei mir selbst war es keine reine Herzensentscheidung – mir war es ein großes Anliegen nicht unter den verrückten Corona-Maßnahmen in der Klinik zu gebären. Ich muss dazu sagen, dass ich damals mit Fräulein A. eine durchaus wundervolle und zugleich selbstbestimmte Geburt im Krankenhaus erleben durfte.
Nach der Entscheidung bei Kind Nr.2 hat sich dann irgendwie alles so ergeben, wie es sich rückblickend betrachtet für mich entwickeln sollte. Amen.
Wenn du in Erwägung ziehst eine Geburt zu Hause zu erLEBEN ist folgendes dein erster Step:
1. Suche dir eine Hausgeburtshebamme
Wahrscheinlich gibt es nicht allzu viele zur Auswahl. Wenn du jedoch die Möglichkeit bekommst aus mehreren wählen zu können – entscheide bitte ganz klar nach deinem Bauchgefühl – dein Kopf hat Sendeschluss.
Google die Hausgeburtshebammen in deiner Region und das am besten auf mehreren Homepages. Nutze vielleicht die Facebook Seite deines Bezirks / Stadt / etc. oder hol dir ein paar Tipps von den Mamas im Umkreis.
Leider greift der Hebammen-Mangel bei Hausgeburtshebammen noch mehr, als bei reinen Nachsorgehebammen. Lasse dich jedoch nicht entmutigen, bleib optimistisch und beginne am besten nach deinem positiven Testergebnis mit der Suche. Wenn es klappt wirst du beim Erstkontakt und/oder beim ersten Treffen gemeinsam mit der Hebamme prüfen, ob in deinem Falle eine Hausgeburt in Frage kommt (jede Hebamme arbeitet und entscheidet anders).
Was macht eine Hausgeburtshebamme in der Schwangerschaft?
Meine Hebamme hat mich in der Schwangerschaft zusätzlich zum Frauenarzt betreut, hat somit auch einen Teil der Vorsorgen übernommen, sowie den Eisenwert gemessen und den Zucker-Test gemacht. 3 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin war sie in Rufbreitschaft. Bei der Geburt war sie dabei und anschließend war sie für die Nachsorge zuständig.

2. Finde deinen persönlichen Geburtsort
Wo möchtest du entbinden? Zuhause? Bei deiner Mutter? Oder ein einer Ferienwohnung im Wald?
Es müssen nicht zwingend deine eigene 4 Wände sein. Genau der Ort, an dem du dich WOHLFÜHLST, ist der richtige – kein anderer!! Bedenke dabei : Alles, was du in der Planung und in der Schwangerschaft mit einem ehrlichen „JA“ beantworten kannst, wird dich unter der Geburt ungemein beim Loslassen unterstützen. Eine weitere wichtige Frage ist auch: Mit WEM möchtest Du entbinden? Sei sorgsam bei der Wahl deiner Begleitpersonen.
Michel Odent ist ein französischer Arzt und Geburtshelfer und bedeutender Verfechter einer natürlichen Geburt. Es folgen ein paar wichtige Erkenntnisse seiner Arbeit:
Laut Odent gibt es zahlreiche Störfaktoren, die die Geburt hemmen können. Unter der Geburt vor allem die älteste Hirnregion des Menschen aktiv. Das ist u.a. der Hypothalamus (Oxytocin- und Endorphin-Ausschüttung) und die Hypophyse. Der hochentwickelte Neokortex ist im Gegensatz dazu eher inaktiv und Ausgangspunkt aller hemmenden Geburtsprozesse. Während einer ungestörten Geburt wird der Neokortex in seiner Arbeit gebremst, die Frauen scheinen „in einer eigenen Welt“ zu sein. Dabei kann jedes direkte Ansprechen des Verstandes (Neokortex) hemmend auf den Geburtsverlauf wirken.
Mögliche weitere Störfaktoren sind Sprache (insbesondere vernunftbetonte Sprache) oder direkte Fragen. Weitere Faktoren sind helles Licht, Hektik und das Gefühl beobachtet zu werden. Dazu gehört auch die Überwachung mit dem CTG. Laut Odent ist das Oxytoxin ein „scheues Hormon“. Nicht direkt Beteiligte sollten das Ambiente der Geburt nicht stören.
3. Klärung der Formalitäten und Kosten
Es gab eine Art Behandlungsvertrag mit den notwendigen Vorraussetzungen und Aufzählung der Risiken (Notwendigkeit einer Klinik in der Nähe, Geburtsverletzungen, Verlegungen etc.) der unterschrieben werden musste. Zusätzlich gab es noch einen Vertrag über die Kosten für die Hausgeburt an sich. Dort inbegriffen waren bei mir: Die Rufbereitschaft und die Leihgebühr für das Gebärbecken. Insgesamt waren es 560€. Meine Hebamme hatte z.B. zwei unterschiedlich große Pools im Umlauf, die sich die Schwangeren dann bei den Menschen abholen konnten, für die die Geburt abgeschlossen war.
Mein Tipp: Bringe in Erfahrung, ob es Sonderzahlungen oder Einmalleistungen für dich gibt. Die Diakonie z.B. unterstützt schwangere Frauen, die nicht viel Geld haben oder alleinerziehend sind. Falls du Leistungen durch das Jobcenter bekommst, beantrage den Mehrbedarf für Schwangere – außerdem bekommst du eine Erstlingsausstattung und Zuschüsse für Umstandskleidung etc.. Lass dich außerdem von deiner Krankenkasse beraten – meine hat sich z.B. mit 200€ an der Hausgeburt beteiligt.
4. Die Liste aller Dinge für die Hausgeburt
Auf der besagten Liste war alles zu finden was das Baby, die Hebamme und Du für den Zeitraum des Geschehens „brauchen“. Hierfür habe ich im Verlauf meine Geburtskiste bestückt. Zum jetzigen Zeitpunkt erfasse ich immer noch den Nutzen dieser Dinge – rückblickend würde ich jedoch sagen, dass es noch viel sinnvoller ist die Geburtskiste deiner Seele mindestens im gleichen Maße zu bestücken. Vorab solltest du diese jedoch reinigen. Dazu findest Du viele Anregungen auf meinem Instagramkanal. In der „echten“ Kiste waren unter anderem: Handtücher, Wärmflasche, Malerfolie (zum Schutz für das Bett, Pool etc.), Laken, Babykleidung und noch vieles mehr. Es kommt wahrscheinlich nicht alles zum Einsatz – Haben ist jedoch besser als Brauchen. Eine Liste der benötigten Dinge bekommst Du auch von deiner Hebamme ausgehändigt.

5. Kinderbetreuung für Geschwisterkinder
Wenn du Kinder hast benötigst du einen Babysitter. Entweder jemand der sie abholt, zuhause auf sie aufpasst, sich mit zu ihnen legt etc., oder der sie beim Geschehen begleitet, wenn ihr möchtet, dass die Knirpse live dabei sind. Bei meiner Geburt war meine 5- jährige Tochter anwesend – meine Mama hat sie begleitet. Wenn du sie fragst wie es war antwortet sie: „cool ;)“.
6. Nimm Hilfe an und lass Dich begleiten
Wenn dein(e) Partner:In viel unterwegs ist oder du wie ich alleinerziehend bist, versuche dich nicht zu krass mit der Planung zu stressen. Stress und Kontrolle sind unter einer Geburt mitunter der Staatsfeind Nr.1. Wenn du Menschen hast, die dir helfen würden, sprich sie an und forder ohne Scham ein was dir und deinem Baby zu steht: Hilfe, Geborgenheit und den Schutz der Gesellschaft. Mach transparent, dass du hilfe- oder liebebedürftig bist. Das ist groß, richtig und essenziell, um dich frei zu machen und loslassen zu können. In der Schwangerschaft, unter der Geburt und während der heiligen Reise bist DU dich wichtigste Person.
Wenn sich die Tore zur Geburt öffnen bist du nicht der Zaungast, du nimmst dich mit – mit allem was in dir wohnt.
7. Das allerwichtigste zum Schluss: Du & deine SEELE
Wenn es Gegebenheiten, Dinge, Beziehungen oder Situationen gibt die dich beLASTen, dich negativ stimmen oder dich mit Widerwillen umhüllen – kläre es bestmöglich. Du bist in aller erster Linie bei deiner Geburt dabei. Du darfst frei sein, fröhlich und vor allem umgeben von Menschen, die mit dir schwingen. Die Auserwählten und der Ort sollten dich mit einem tiefen, aber vor allem ehrlichem „JA“ überzeugen. Sei dir bewusst, dass alles was sich so `lala` anfühlt, dich gegebenenfalls unter der Geburt einholen `könnte`. In meiner Planung habe ich z.B. mein klares Bauchgefühl übergangen. Im Verlauf der Wochen hat mein Kopf mir dann erklärt, dass die Rahmenbedingungen doch so passen würden.
Kurz um: Check vorab einfach nochmal gründlich, ob alles für diese Reise in absoluter „privacy“ * so passt und wenn nicht: Pack all deinen Mut zusammen und klär die Dinge für DEIN Seelenheil. Du bist diejenige, die auch noch Jahrzehnte danach auf diese Geburt zurück schauen wird. Das solltest du mit einem Lächeln tun dürfen und nicht mit einem „hätte, hätte, Fahrradkette“. Besser jemandem anders vermeintlich vor den Kopf stoßen, als dir selbst einen Pfeil ins Herz zu rammen.
Also geliebte Schwester, du bist wunderbar und nun: „Gut Wurf“ – mit viel Freude, Leichtigkeit und Mut.
Deine Rhiana
*«Privacy»
Die Gebärende sollte die Möglichkeit haben, sich in ihrem Geburtszimmer in geschützter Atmosphäre bewegen zu können. Michel Odent bezeichnet dies als «Privacy»
(Odent 2000).
Du möchtest noch mehr zum Thema Vorbereitung auf eine Hausgeburt erfahren? Dann hör Dir unbedingt unsere Podcastfolge mit Rhiana an! In einem sehr persönlichen Gespräch teilt sie ihre Erfahrungen und Gedanken dazu.

Rhiana Riechers ist zweifach Mama, Life-Coach und Lebenskünstlerin. Sie ist eine wahre Powerfrau und lebt mit ihren zwei Kindern bei Hamburg. Ihre Mission ist es Frauen in ihre eigene Weiblichkeit zurückzuführen und sie dabei zu empowern.
Auf Instagram und in ihrem Podcast teilt sie Einblicke und Gedanken aus ihrem Leben:
Podcast: (k)mein roter Faden
Instagram: @rhiana_j