Schwangerschaftsdiabetes – und jetzt?

Wenn der Zuckertest auffällig ist, bricht für viele schwangere Frauen eine Welt zusammen. Neben Gedanken, etwas falsch gemacht zu haben, Sorgen und Unsicherheiten stellt sich die große Herausforderung von nun an die Zuckerwerte im Blick zu behalten. „Was darf ich jetzt noch essen?“ , „Sind Kohlenhydrate noch erlaubt?“ , „Schadet die Diagnose meinem Baby?“ – Fragen, die sich wohl jede werdende Mama stellt, die einen Schwangerschaftsdiabetes hat. So erging es auch unserer Gastautorin Julia Kalantary, die in ihrer Schwangerschaft völlig unerwartet mit der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes konfrontiert wurde. In diesem Blogartikel erfährst Du, was passiert, wenn der Zuckertest auffällig ist und wie Du es schaffst, diese Herausforderung zu meistern.

 
Schwangerschaftsdiabetes 1

Die Diagnose Gestationsdiabetes ist für viele Schwangere zunächst einmal ein großer Schock, der nicht so leicht zu verdauen ist. Die Diagnose kommt oftmals aus heiterem Himmel, nachdem die Blutabnahme für den “kleinen Zuckertest”, der in der Regel zwischen der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird, aufgrund eines erhöhten Wertes, Anlass für den “großen Zuckertest” gibt.

Beim großen Zuckertest wird eine 75 g Glukoselösung in 300 ml Wasser aufgelöst und es erfolgen drei Blutabnahmen: nüchtern, sowie eine Stunde und zwei Stunden nach Trinken der Lösung. Wenn auch nur einer der drei Werte zu hoch ausfällt, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor. Manche Patientinnen machen auch direkt den “großen Zuckertest”, insbesondere wenn einer der Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes vorliegt. Dazu gehören Diabeteserkrankungen in der Familie, das Alter, Übergewicht oder ein Gestationsdiabetes in einer vorangegangenen Schwangerschaft.

Von der Frauenarztpraxis gibt es dann eine direkte Überweisung zur Praxis für Diabetologie, im Idealfall mit Spezialisierung auf Gestationsdiabetes. Dort erfolgt in der Regel ein erster Pieks in den Finger, um den Blutzuckerspiegel zu messen sowie ein Gespräch mit der Diabetologin oder dem Diabetologen. Direkt im Anschluss erhältst Du eine Ernährungsberatung, bei der es darum geht, Dich über die Lebensmittel aufzuklären, die Deinen Blutzuckerspiegel stark ansteigen lassen und solche, die Deine Blutzuckerkurve stabil halten. Zudem wird Dir mindestens 30 Minuten Bewegung täglich ans Herz gelegt und Du erhältst eine Einführung in das Blutzuckermessgerät, das Dir dann direkt oder auf Rezept in der Apotheke ausgehändigt wird. Deine Messungen hältst Du in einem Blutzuckertagebuch fest, in dem Du auch alle Nahrungsmittel dokumentierst, die Du im Laufe des Tages zu Dir nimmst. Für einen in der Regel etwa 14-tägigen Zeitraum, testest Du dann mit Deinem Blutzuckermessgerät Deinen Nüchternwert direkt nach dem Aufstehen sowie Deine Werte 1-2 Stunden nach dem Frühstück, Mittag- und Abendessen. Die Dokumentation Deiner Blutzuckerwerte in Kombination mit den von Dir verzehrten Lebensmitteln, gibt Dir im Laufe der Zeit einen sehr guten Überblick darüber, welche Nahrungsmittel Du in welcher Menge gut verträgst.

 
Schwangerschaftsdiabetes 2

Nachdem du für den Testzeitraum nun sämtliche Werte gesammelt hast, besprichst du diese mit Deiner Ernährungsberaterin oder Deinem Ernährungsberater in der Praxis für Diabetologie. Je nachdem, wie häufig Du über den Grenzwerten liegst, wird entschieden, ob Dein Diabetes weiterhin diätetisch, also mit einer reinen Ernährungsumstellung, behandelt wird, oder ob Du fortan Insulin spritzen musst, um Deine Blutzuckerwerte im Zaum zu halten. Im Laufe Deiner Schwangerschaft, gibt es dann weitere Kontrollen bei der Ernährungsberatung, je nachdem wie sich Deine Werte im Laufe der Zeit entwickeln. Dies beeinflusst auch, wie häufig Du in Zukunft messen musst. Da jeder Körper anders auf Kohlenhydrate reagiert und die hormonelle Lage, die für Deinen Gestationsdiabetes verantwortlich ist, von Tag zu Tag erheblich schwanken kann, ist es gar nicht so einfach für sich herauszufinden, was die optimale Ernährung ist. Und das kann ganz schön frustrierend sein und einem Genuss und Lebensfreude im letzten Drittel der Schwangerschaft rauben.

Da jeder Körper anders auf Kohlenhydrate reagiert und die hormonelle Lage, die für Deinen Gestationsdiabetes verantwortlich ist, von Tag zu Tag erheblich schwanken kann, ist es gar nicht so einfach für sich herauszufinden, was die optimale Ernährung ist.

 
Schwangerschaftsdiabetes 3

Für mich war die Diagnose ein großer Schock und ich bin ich unter Tränen aus der ersten Ernährungsberatung rausgelaufen. Da bei mir der Spaß beim Essen aufhört und ich bis dato in meinem ganzen Leben noch keine Diät gemacht habe, war ich nicht nur total überfordert, ich fand das Ganze auch richtig unfair und wollte es nicht wahrhaben. Vor lauter Angst, dem Baby in meinem Bauch zu schaden, verlor ich regelrecht die Lust am Essen und aß zu Beginn oft immer das gleiche, nachdem ein paar Experimente am Anfang dazu führten, dass die Werte zu hoch waren. Süßigkeiten weglassen ist ja eine Sache, aber wer hätte denn gedacht, dass eine Laugenbrezel fast genauso reinhaut wie Pizza? Ich fühlte mich ziemlich hilflos und fand es schwierig den Überblick über die neuen Ernährungsregeln zu behalten. Auch fehlte es mir an Kreativität in der Küche. Die einzige Motivation, die ich hatte, war meinem Baby nicht zu schaden, meine positive Sichtweise auf die Ernährungsumstellung kam erst viel später.

Für mich war die Diagnose ein großer Schock und ich bin ich unter Tränen aus der ersten Ernährungsberatung rausgelaufen.

Im Laufe der Zeit merkte ich, dass mir der Verzicht auf Zucker immer weniger schwer fiel. Ich lernte Weißmehlprodukte durch Vollkornprodukte und ballaststoffreiche Nahrungsmittel zu ersetzen und erhöhte den Eiweißgehalt im Speiseplan. So wurde ich endlich wieder satt und energetisch. Ich bewegte mich mindestens 30 Minuten täglich und fühlte mich auch noch am Ende der Schwangerschaft fit. Mein Sohn entwickelte sich wunderbar und ich nahm so gut wie keine überschüssigen Pfunde zu. Doch diese positive Bilanz konnte ich natürlich erst ziehen, nachdem es mir gelungen war, die Zeit bis zur Geburt mit viel Disziplin zu meistern.

 
Schwangerschaftsdiabetes 4

Die Wahl des Geburtsortes ist Dir bei einem diätetischen Schwangerschaftsdiabetes übrigens komplett freigestellt und Du kannst Dich sogar für eine Hausgeburt entscheiden. Sofern Du insulinpflichtig bist, wird Dir wahrscheinlich eine Klinik mit angeschlossener Neugeborenenmedizin empfohlen. Sowohl Deine Werte als auch die Deines Kindes werden noch etwa bis zur U2 regelmäßig gemessen. Für Dich geht es dann etwa drei Monate nach der Geburt noch mal in die Praxis für Diabetologie, um sicherzustellen, dass Du den Diabetes losgeworden bist.

Verständlicherweise wirst Du nach der Geburt sicherlich erstmal alles essen, was Dir die Wochen zuvor verwehrt geblieben ist und das sei Dir nach all der Selbstdisziplin auch gegönnt. Trotzdem macht es Sinn, den Schwangerschaftsdiabetes als Anlass zu nehmen, die Ernährung auch längerfristig zuckerarmer und bewegungsreicher zu gestalten, da Dein Körper Dir eine Anfälligkeit für Diabetes signalisiert hat. Mit all dem Wissen, dass Du Dir in der Zeit mit Schwangerschaftsdiabetes angeeignet hast, fällt Dir das aber mit Sicherheit viel leichter und Du wirst merken, dass Dir das Mehr an Energie aufgrund Deiner gesunden Lebensweise hinsichtlich Deines neuen Alltags mit Baby und Kleinkind auf alle Fälle zugutekommt.

 

Deine Julia

 

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Julia Kalantary

Julia Kalantary, Gründerin von Einfachzuckerlos, war selbst von Schwangerschaftsdiabetes betroffen und weiß daher, wie schwierig es gerade am Anfang ist, sich mit all den neuen Ernährungsregeln zurechtzufinden. Ihre Mission ist es, Frauen mit oder nach dem Schwangerschaftsdiabetes dabei zu unterstützen, die Blutzuckerkurve stabil zu halten und dabei den Genuss am Essen nicht zu kurz kommen zu lassen.

Homepage: www.einfachzuckerlos.de

Instagram: @einfachzuckerlos

E-Book: https://elopage.com/s/einfachzuckerlos

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