Blasenschwäche und Inkontinenz in der Schwangerschaft
Viele Frauen bemerken schon sehr früh in der Schwangerschaft eine Veränderung im Bereich der Blase und des Beckenbodens. Dazu gehört ein häufiger Harndrang schon in der Frühschwangerschaft aber auch nicht selten der spontane Urinverlust bei Belastungen wie Sport, plötzlichem Niesen oder auch schwerem Tragen. Ungewollter Urinverlust kann im Verlauf der Schwangerschaft zu einer großen Belastung werden, deshalb gilt es frühzeitig gegenzusteuern. Denn Inkontinenz ist auch in der Schwangerschaft behandelbar! In diesem Blogartikel erfährst Du, was die Ursache von Inkontinenz in der Schwangerschaft ist und wie Du ihr entgegen und vorbeugen kannst.
Blasenschwäche in der Schwangerschaft
Was bedeutet Inkontinenz?
Der unkontrollierte und ungewollte Abgang von Urin, Stuhl oder Luft aus der Harnröhre oder dem Enddarm wird medizinisch als Inkontinenz bezeichnet. Der Urin oder Stuhl kann also nicht willentlich zurückgehalten werden. Dabei werden verschiedene Formen der Inkontinenz unterschieden. Die zwei häufigsten sind die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. Die Belastungsinkontinenz entsteht aufgrund von körperliche Belastungen, also einem Anstieg des Druckes im Bauchraum. Dies kann z.B. beim Niesen oder Husten der Fall sein, bei einer fortgeschrittenen Inkontinenz bereits auch schon im Laufen oder Stehen. Bei der Dranginkontinenz kommt es zu einem plötzlichen und häufigen Harndrang, obwohl die Harnblase noch nicht gefüllt ist. Dabei kommt es im Falle einer Inkontinenz zu einem schwellartigen Abgang von Urin, noch bevor die Betroffenen die Toilette erreichen.
Der weibliche Beckenboden
Was gibt es für Ursachen für eine Inkontinenz in der Schwangerschaft?
Um die Kontinenz zu halten, muss das Zusammenspiel von Blasenmuskulatur, Beckenboden und Schließmuskeln einwandfrei funktionieren. In der Schwangerschaft kommt es zu vielseitigen Veränderungen, die dieses fein aufeinander abgestimmte System stören. Je nachdem wie der der Zustand der Beckenbodenmuskulatur vor der Schwangerschaft war, sind die Veränderungen und zunehmenden Belastungen auf den Beckenboden mehr oder weniger stark spürbar.
1. Hormonelle Ursachen
In der Schwangerschaft kommt es zu einem Anstieg der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron. Insbesondere das Progesteron bewirkt eine Weitstellung der Gefäße, was die Durchblutung der Niere und damit den häufigen Harndrang auch schon in der frühen Schwangerschaft bewirkt. Des Weiteren führen die Hormone dazu, dass das Bindegewebe im Körper weicher wird. Auch der Beckenboden vollzieht diese Veränderung und somit kann er den Urin schwieriger halten.
2. Zunehmender Druck
Durch das wachsende Baby und die Gebärmutter kommt es im Laufe der Schwangerschaft zu einer Druckerhöhung im Bauchraum, die Organe werden verdrängt und alles drückt, der Schwerkraft nach, nach unten Richtung Beckenboden. Das zusätzliche Mehrgewicht tut sein übriges.
Druckverteilung der Rumpfkapsel vor und in der Schwangerschaft
3. Körperliche Fehlhaltung
Der Beckenboden ist im knöchernen Becken aufgespannt. Verändert sich die Körperhaltung in der Schwangerschaft kippt auch das Becken mehr nach vorne und der Beckenboden wird gedehnt. Somit kann er sich schwerer zusammenziehen und seine Arbeit vollbringen.
4. Zu schwere (falsche) Belastungen
Sport in der Schwangerschaft ist gesund, doch einige Sportarten können den Beckenboden zusätzlich zu den o.g. Veränderungen zusätzlich belasten. Deshalb sollten sogenannte „high Impact“ Sportarten wie Joggen oder Trampolinspringen nicht übermäßig oft oder auch gar nicht ausgeübt werden. Es gibt viele andere Sportarten, die sich deutlich besser eignen um fit zu bleiben und den Beckenboden schonen oder im besten Falle sogar stärken.
5. Verstopfungen
Viele schwangere Frauen leider in der Schwangerschaft unter einem trägen Darm mit dem Hang zu Verstopfungen. Auch hier spielen hormonelle Faktoren, sowie der wachsende Druck auf den Darm eine große Rolle. Wird jedoch während des Stuhlgangs immer sehr stark gepresst, kann sich dies negativ auf den Beckenboden auswirken.
Gesundes Beckenbodentraining in der Schwangerschaft
Was hilft bei einer Blasenschwäche in der Schwangerschaft?
Leider sprechen viele Frauen nicht über ihre Beschwerden aus Schamgefühl. Doch für eine erfolgreiche Behandlung ist es von Vorteil frühzeitig gegen die Beckenbodenschwäche anzusteuern. Es ist nicht wahr, dass unkontrollierbarer Urinverlust in der Schwangerschaft „normal“ ist und es sich nach der Schwangerschaft von alleine wieder gibt. Keine Frau muss sich ihrem Schicksal hingeben und mit dicken binden durchhalten bis zur Geburt.
Es gibt wirksame Therapien um die Inkontinenz zu verbessern und im besten Falle auch vollständig zu behandeln.
1. Bewusstsein schaffen für deinen Beckenboden
Der erste Schritt ist es, dass Du Dir deines Beckenboden bewusst wirst. Lerne deinen Körper kennen und übe es den becknboden gezielt anzuspannen und zu entspannen. Ja Du darfst deinen Beckenboden dafür auch einmal anfassen! Informiere Dich über den Aufbau des Beckenbodens und lerne die 3 Schichten des Beckenbodens kennen.
2. Gesundes Beckenbodentraining
Ein gesunder Muskel ist stark und flexibel. Besonders in der Schwangerschaft mit dem Hinblick auf die Geburt wäre ein überspannter Beckenboden hinderlich. Deshalb gehört zum Muskelaufbau im Training auch eine gezielte Entspannung des Beckenbodens.
Beckenbodentraining in der Schwangerschaft
3. Vermeiden von Überbelastungen
Sportarten und Alltagsbewegungen, die den Beckenboden sehr stark beanspruchen solltest Du lieber meiden. Dazu gehört z.B. das Joggen, Trampolinspringen, viele Ballsportarten (z.B. Volleyball) und auch das Trainieren mit und das Heben von schweren Gewichten. Sanfte Sportarten wie Schwimmen, Yoga oder Fahrradfahren kannst Du auch gezielt zur Beckenbodenstärkung nutzen.
4. Ein gesunder (beckenbodenschonender) Alltag
Durch bewusste Alltagsbewegungen schonst Du deinen Beckenboden und wirkst damit einer Überbelastung entgegen. Dazu gehört zum Beispiel das richtige Heben. (Achtung: Nie mit rundem Rücken Dinge aufheben, halte den Rücken gerade und gehe dabei in die Knie). Auch eine gesunde, gerade Körperhaltung gehört dazu. Durch den wachsenden Bauch in der Schwangerschaft besteht von Grund auf ein stärkeres Holzkreuz. Lass Dich nicht hereinfallen, sondern richte so oft es geht dein Becken gerade auf. So kann dein Beckenboden richtig arbeiten und erhält Unterstützung durch die umliegende Muskulatur.
5. Eine regelmäßige und Blasenentleerung
In der Schwangerschaft hat die Blase zunehmend weniger Platz im Unterbauch. Auch können kindliche Bewegungen den Druck auf die Blase erhöhen, dem dann im Gegenzug nicht Stand gehalten werden kann. Eine regelmäßige Blasenentleerung, insbesondere vor Belastungen wie Sport, ist sinnvoll und kann ungewünschtem Urinverlust vorbeugen.
Zusammenfassend lässt sich für Dich mitnehmen, dass Inkontinenz in der Schwangerschaft kein Tabu ist, sondern viele Frauen darunter leiden. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Du Dich den Beschwerden nicht hingeben musst sondern schon mit kleinen Übungen die Beschwerden lindern oder vorbeugen kannst. Bitte reduziere niemals deine Trinkmenge aus Angst Urin zu verlieren. Dein Baby braucht, genauso wie Du, viel Flüssigkeit.
Deine Rieke
Du suchst nach einem passenden Trainingsprogramm für deinen Beckenboden in der Schwangerschaft?
Du möchtest tiefer in das Thema „Inkontinenz und Beckenboden in der Schwangerschaft“ einsteigen?
Dann hör Dir gerne unsere aktuelle Podcastfolge an. Rieke spricht mit Nicole darüber, warum Beckenbodentraining in und auch vor der Schwangerschaft so wichtig ist, welche Sportarten Du unbedingt meiden solltest und wieso Dir ein gutes Training auch für die Rückbildung hilft.